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New York Marathon, 7. November 2010

03.01.2011 Laufbericht
New York Marathon, 7. November 2010

Bericht von Bernhard Vögeli

Was gibt es für Läufer grösseres, als am New York Marathon teilnehmen zu können. Statt nur von ferne mitzufiebern, wollten wir das jetzt einmal selbst erleben. So machten sich Hilde zusammen mit Cornelia, Bernhard und Roger gespannt auf die Reise nach New York. Bereits am Flughafen in Zürich, konnten weitere bekannte Läuferinnen und Läufer begrüsst werden. Auf meinem  Flug von Zürich nach New York waren fast nur Läuferinnen und Läufer und deren Begleitung an Bord.

ImageBereits am Freitagmorgen früh um 6:00 galt es, Laufdress und Laufschuhe anzuziehen. Noch in der kalten Dunkelheit starteten wir zu einem kurzen Lauf durch Manhattan, zum Zielgelände im Central Park. Auch andere Gruppen machten sich auf denselben Weg. Wir wechselten sogar die Strassenseite, um unser eigenes Tempo laufen zu können. Dass die unebenen Strassen von New York noch Folgen haben würden, sollte sich erst später zeigen. Vorerst orientierten sich die meisten zuerst mit einer Stadtrundfahrt durch Manhattan. Wir wussten jetzt z.B., wo der Apple-Shop zu finden sein würde. Besonders eindrücklich war der Halt bei „Ground Zero“ – dort hatten die Zwillingstürme des World Trade Centers gestanden.

 

 

ImageBeim Abholen der Startnummer staunten wir nicht nur über die Länge der Schlange, sondern auch über die gute Organisation und die Geschwindigkeit mit der alles ablief. Die Helfer der „New York Road Runners“ beherrschen viele Sprachen, ich wurde auf Deutsch bedient. In der folgenden „Läufer-Expo“ hatten wir die Qual der Wahl: Welche Jacke oder welches Shirt kaufe ich mir? Soll ich mir auch gleich Laufschuhe mit dem passenden Aufdruck kaufen? Ein Paar Handschuhe mit dem Aufdruck der New Yorker Stadtteile, durch welche der Marathon führt, will ich haben! Danach blieb genügend Zeit für eine Besichtigungstour zu Fuss. Regula aus Wil und ich wollten New York von oben sehen und besuchten daher das Empire State Building. Eine bessere Zeit für den Besuch hätten wir kaum erwischen können: Wir mussten kaum warten und erlebten sogar den Sonnenuntergang von der Aussichtsplattform. Dann folgte noch eine kurze Tour per Rolltreppe durch das grösste Warenhaus Macy‘s, bevor wir in einem guten Italienischen Restaurant Kohlenhydrate bunkerten.

Am Samstagmorgen in aller Früh hiess es für die Meisten, auf Richtung UNO zum „Friendship Run“. Am Lauf über einige Kilometer treffen sich Gruppen aus allen teilnehmenden Ländern. Einige liefen in mehr oder weniger landestypischer Kleidung, eine Gruppe Engländerinnen trotzte der Kälte im Bikini. Das weiss der Schreibende allerdings leider nur vom Hören-Sagen. Denn in der Nacht begann plötzlich der rechte Fuss stechend zu schmerzen und eine Zehe schwoll an. Meine Teilnahme am Marathon hing plötzlich an einem seidenen Faden. Ich hatte mir wohl am Freitagmorgen, bei einem kleinen Absatz auf dem Trottoir, eine Zerrung geholt. Ich musste mir gar Schmerzmittel besorgen (kriegt man in NY fast an jeder Ecke) und den Fuss schonen. Hilde hatte bereits am Friendship Run von meinem Missgeschick erfahren.

ImageNach dem Besichtigen der nahen Central Station (wo ich mir ein „Sandwich“ genehmigte, das einiges grösser war als erwartet), setzten sich meine Begleiterin und ich ins einzige Drehrestaurant New Yorks, in den obersten Stockwerken unsers Hotels. Dann klingelte das Telefon – Cornelia: „Wir sind im Drehrestaurant – glaub in deinem Hotel“. Es folgte eine vergnügliche Runde. Wie vereinbart wollten wir uns später zum Nachtessen treffen; auch Roger würde kommen (wir waren mit 3 verschiedenen Veranstaltern nach New York gereist). Später, wieder ein SMS von Hilde, mit einer Telefonnummer – gleich anrufen – du kannst deinen Fuss beim bekannten Sportarzt zeigen. Er hilft dir! Gelesen und getan. Rushhour in Manhattan, Taxis belegt – zum Glück ist die Orientierung in Manhattan sehr einfach. Den geschätzten Kilometer werde ich zu Fuss schon schaffen, das schien mir schneller als die U-Bahn. Die Untersuchung im Hotelzimmer zeigte, die Zehe war immer noch dick geschwollen, aber sicher nicht gebrochen. Ich konnte somit wieder mit einem Start rechnen, wenn nötig mit etwas Hilfe. Wir vereinbarten einen Treffpunkt vor dem Start. Als wir uns alle dann später, wie abgemacht, am Times Square zum Abendessen trafen, bewährte sich Cornelias Organisationstalent – die angekündigte Wartezeit im Restaurant blieb aus.

Am Sonntagmorgen, dem grossen Tag des Marathons, klingelten die Wecker vor 4 Uhr früh. Im Hotel wo ich wohnte, hatten wir zu dritt vereinbart, in einem unserer Zimmer gemeinsam zu frühstücken und hatten etwas eingekauft.  Hilde und Cornelia versorgten sich in ihrem Hotel am speziellen Marathonbuffet. Um 6 versammelten wir uns in der Hotelhalle um zum Start zu fahren. Alle warm und möglichst Winddicht eingekleidet. Mein Fuss schien wieder ok, der Schmerz war zum Glück fast wie weggeblasen. Dann galt es, bei Wind und Kälte auf den Start bei der Verrazano Narrows Brücke zu warten. Der Tag war wolkenlos, zum Glück wärmte die aufgehende Sonne etwas.

ImageDer Start, für uns um 10:10 - aus den Lautsprechern klingt „New York – New York“. Es geht los: Cornelia und Hilde starteten über die obere Fahrbahn der Brücke, ich unten. Nach der Brücke, in Brooklyn, hat New York nicht das für uns gewohnte Bild: Es gibt zwar breite Strassen, aber kaum hohe Häuser. Es dominieren etwa 3-stöckige Flachdachbauten. Für uns zählen aber die vielen Zuschauer, die ständig rufen und die rund 45‘000 Läufer anfeuern. Dann werden Queens und ein kleiner Teil der Bronx durchquert. In Manhattan angekommen, fühlt man sich fast wie in einem Stadion, die Zuschauer stehen so dicht, rufen und feuern an.
 

Als Läufer ist man nie alleine auf der Strecke; da sind die vielen Zuschauer und die Läufer. Eng zum Überholen wird es erst auf der letzten Meile, im Central Park. Ziemlich am Anfang des Rennens, hatte ich plötzlich Markus Ryffel neben mir, ein paar Worte haben wir natürlich gewechselt. Bei etwa Kilometer 30 riefen mir plötzlich Hilde und Cornelia, beim Einlaufen in den Central Park trafen wir uns wieder und liefen schliesslich fast zusammen ins Ziel. Cornelia und Hilde liefen gleichzeitig in ihrer geplanten Zeit ein, ich übertraf meine Erwartungen bei weitem.

Lauf-Treff Buchs, unsere Zeiten:

Roger Wülfing 4:03:22
Bernhard Vögeli 4:15:49
Hilde Fässler 4:15:53
Cornelia van Wier: 4:15:53

ImageDiese gelaufenen Zeiten bedeuteten einen Platz in der ersten Hälfte der Rangliste. Somit konnten wir unsere Namen mit der gelaufenen Zeit in der New York Times vom Montag lesen. Dafür musste die gelaufene Zeit schnell genug sein – die Zeitung musste rechtzeitig in den Druck. Das schöne Wetter wäre eigentlich ideal gewesen für den Lauf, wenn da nicht der teilweise starke Wind für zusätzliche Kälte gesorgt hätte. In Manhattan herrschte teilweise starker Gegenwind, was die Läuferinnen und Läufer sicher etwas bremste. Schliesslich herrschte aber doch Wetterglück, denn am Montagmorgen sollen in der Umgebung von New York die ersten Schneeflocken gesichtet worden sein, wie Fernsehstationen berichteten.
 
Den 41. New York Marathon gewann der Äthiopier Gebre Gebremariam in 2:08:14. Bei den Frauen siegte die Kenianerin Edna Kiplagat in 2:28:20. Der Schweizer Viktor Röthlin musste die Spitze, die zuerst „gebummelt“ hatte nach dem Kilometer 10 ziehen lassen und gab das Rennen auf. Die 14 Wochen seit seinem erfolgreichen Rennen am 1. August 2010 in Barcelona zum Marathon-Europa-Meister, waren eine zu kurze Zeit für Erholung und Training. Aber auch der Äthiopische Marathon-Weltrekord-Halter Haile Gebreselassie musste wegen Knieproblemen bei Kilometer 24 das Rennen aufgeben.

Die Rangliste vom New York City Marathon 2010 zeigt 678 Namen aus der Schweiz. Schnellster Schweizer war Julien Salamun in 2:40:12, schnellste Schweizerin Brigitta Wuersch-Fenner in 3:12:26.

Für uns Läufer vom Lauf-Treff Buchs war es ein einmaliges Erlebnis, den Marathon vor hunderttausenden von begeisterten Zuschauern zu erleben (Schätzung: 2 Millionen!). Diese sind ständig am Anfeuern, Rufen und Schreien. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vom Schweizer Konsulat stellen sich an die Strecke, um insbesondere die Schweizer zu unterstützen. Hilde, Cornelia und andere Schweizer Teilnehmerinnen und Teilnehmer konnten der Einladung von alt Bundesrat Josef Deiss, Präsident der Uno-Generalversammlung, folgen und als weiteren Höhepunkt die Uno besuchen. Beim Besuch im Plenarsaal konnten sie sich sogar ans Rednerpult setzen

ImageDie Läuferinnen und Läufer feierten den gelungenen Lauf am Sonntagabend bei einem feinen Nachtessen oder gar bei einer Dinner Cruise auf den nächtlichen New Yorker Gewässern. Für viele der Höhepunkt war dabei wohl, der Fotohalt des Bootes vor der beleuchteten Freiheitsstatue.

Auch für die Weltstadt New York ist der Marathon ein grosses Ereignis: TV-Stationen befassen sich damit, der Wetterbericht dreht sich um den sportlichen Riesen-Event. Nach dem Marathon wird man von der New Yorker Bevölkerung immer wieder darauf angesprochen mit «Congratulations» oder «Good job». Auf dem Weg zu Fuss zurück zum Hotel wurde ich auch gefragt „Wie isch’s gloffe?“ Die Medaille trägt man möglichst auch am Tag danach und auch TV-Moderatoren tragen sie um den Hals

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